About the album
If an artist then has grown up in two cultures as Jarry Singla has, then he seems almost predestined to build strong bridges between peoples. Growing up as the son of German-Indian parents in Germany with the sound of two languages in his ears, living as a citizen of two countries on two continents, the Cologne-based pianist and composer automatically moves to and between the two continents. That is not only the only reason why it is part of everyday life for Singla to cross borders regularly in his music and to juggle virtuously between American and European style jazz and their improvisation techniques, all kinds of world music and of course Indian folklore. His biography reads like a global adventure novel in any case. Multiple-year stays in Mexico City and New York opened his heart and mind. Among other things, Jarry has composed for his own ensemble with exceptional British saxophonist Julian Arguelles as well as for a piano trio with a symphony orchestra. As a member
Kunst war der Politik schon immer einen Schritt voraus. Während in Deutschland zurzeit lebhaft über Zuwanderung, Quoten, Integration und Abschottung gestritten wird, hat eine Reihe von Musikern schon längst die Tür in die Realität des 21. Jahrhunderts aufgestoßen. Sie bringen zusammen, was zwangsläufig irgendwann zusammenkommen muss, sie schotten sich nicht mehr hermetisch hinter den Mauern eines stilistischen Reinheitsgebotes ab, sondern gehen neugierig auf andere zu, erleben deren bis dato unbekannte künstlerische Sozialisation als vitale Inspiration für das eigene Schaffen, suchen kompatible Schnittmengen und setzen damit ein starkes Zeichen dafür, dass die Zukunft der Menschen nicht in der Fokussierung auf einen nationalen Bierdeckel liegen kann. Sie nutzen die nicht mehr wegzudiskutierende ethnische Vielfalt dieses Landes und verleihen ihrem Handwerk einen globalen Anstrich.
Wenn ein Künstler dann noch in zwei Kulturen aufgewachsen ist wie Jarry Singla, dann scheint er geradezu prädestiniert dafür, tragfähige Brücken zwischen den Völkern zu bauen. Als Sohn deutsch-indischer Eltern in Deutschland mit dem Klang zweier Sprachen im Ohr groß geworden, als Bürger zweier Staaten auf zwei Kontinenten lebend, bewegt sich der in Köln beheimatete Pianist und Komponist ganz automatisch auf und zwischen den Kontinenten. Nicht nur deshalb gehört es für Singla zum Alltag, regelmäßig auch in seiner Musik Grenzen zu überschreiten, virtuos zwischen dem Jazz amerikanischer und europäischer Prägung zu jonglieren, dessen Improvisationstechniken, jeder Art von Weltmusik und natürlich indischer Folklore. Seine Biografie liest sich sowieso wie ein weltumspannender Abenteuerroman. Mehrjährige Aufenthalte in Mexico City und New York öffneten ihm Herz und Verstand. Unter anderem komponierte Jarry dabei für sein eigenes Ensemble mit dem britischen Ausnahmesaxophonisten Julian Argüelles sowie für ein Pianotrio mit Sinfonieorchester. Als Mitglied der Gruppe „Borderland“ mit der ukrainischen Sängerin Mariana Sadovska erhielt den „Creole Preis für Weltmusik aus NRW“, außerdem wirkt er noch im Ensemble „Lagash“ des irakischen Komponisten und Sängers Saad Thamir mit. Eine wahrhaft singuläre Erscheinung in der internationalen Jazzszene.
Dass Jarry Singla allerdings mit „The Mumbai Project“ quasi sein Lebenswerk realisieren konnte, ist der Kunststiftung des Landes Nordrhein-Westfalen zu verdanken. Die 1987 gegründete Einrichtung zur Förderung ambitionierter junger Künstlerinnen und Künstler sowie des internationalen Kulturaustausches schickte den musikalischen Globetrotter im März 2013 mit einem Residenzstipendium für sechs Monate in die Zwölf-Millionen-Metropole Mumbai. Dort begann der Deutsch-Inder, seinen Wurzeln nachzuspüren und Musik zu schreiben, die sich von den mannigfaltigen Einflüssen der klassischen und traditionellen Musik Nord- und Südindiens beeinflussen ließ, aber auch den Jazz als Basis nicht verleugnete. Singla suchte nach kompetenten Partnern für dieses ambitionierte Projekt und traf mit dem Sänger Sanjeev Chimmalgi, dem Sarod-Spieler Pratik Shrivastav sowie dem Tabla-Virtuosen Vinayak Netke einige der kreativsten Musiker seines zweiten Heimatlandes. Mit Unterstützung seines alten Freundes Christian Ramond am Bass entstand eine ebenso faszinierende wie ungewöhnliche Ansammlung von Stücken, die zunächst bei Konzerten in Mumbai, Chennai, Kolkata und Pune uraufgeführt wurde und nun als Doppel-CD erscheint, bei der auch der fantastische, in Europa lebende indische Perkussionist Ramesh Shotham mitwirkte: „The Mumbai Project“.
Jarry Singla jedenfalls ist ob des Ergebnisses überglücklich und dankbar. „Durch das Zusammentreffen von indischer und europäischer Kultur haben die beteiligten Musiker alle musikalischen Begrenzungen hinter sich gelassen. Aufwendige, kunstvoll verzierte Melodien aus der indischen Gesangskunst klingen in schwebenden pianistischen Phrasen nach, während die Sarod und der Kontrabass neue Formen des Dialogs zwischen den Saiten entwickeln.“ Jeder Impuls, so Singla, sei von den Musikern dankbar angenommen worden. Ein ständiges Geben und Nehmen. „Indische und westliche Improvisationstechniken haben sich gegenseitig stimuliert, meine Kompositionen, die nach dem Muster der europäischen Polyphonie entstanden, erstrahlen durch die melodische Qualität der Tabla und die rhythmische Kraft der Tavil in neuem Licht und die harmonischen Abfolgen erwiesen sich als echte Herausforderung für die Stimme und die Sarod.“
Sechs Musiker auf der erfolgreichen Suche nach der großen globalen Klammer, nach einem Weg an allen Dogmen vorbei, nach Selbstverständlichkeiten, die nicht mit zwanghaft zusammengepappten Crossover-Feldversuchen verglichen werden dürfen, nach einem frischen, feinen und aufregenden Sound. „Ich nenne es Contemporary Indo-European Music“, sagt Jarry Singla. Übertragbar auf viele andere Bereiche des Lebens.